Kurzgeschichte #006 | Das Rudel

Setzt euch, Wanderer, setzt euch zu mir ans Feuer.

Nehmt euch einen Krug der Gerste und lauscht ein Weilchen.

Habt ihr von dem Unglück gehört, im Süden? Ein ganzes Dorf, verweht, wie Pulver im Sturm.

Nein? Oh, ihr glücklichen Narren.

Manche Geschichten sind so unglaublich, man möchte selbst nach nächtelangem Umtrunk am Feuer, seinen besten Freunden nicht davon erzählen, weil man Angst hat zum Narren erklärt zu werden.

Aber hättet ihr gesehen, was ich sah, ihr hättet geschrien und geweint, glaubt mir.

Ihr hättet euren Augen nicht getraut, wie auch mich davor verweigerte.

Der Mensch, der mir erzählte, dass der Schlächter von Javenheim, nicht mehr und nicht minder als ein Kind war, ich hätte ihn verlacht.

Doch ich sah ihn leibhaftig. Ihn, seinen starren leeren Blick, und vor allem die Advokaten der Hölle, die ihn begleiteten, das dämonische Rudel. Äußerlich Wölfe, doch das Fleisch geschmiedet in den tiefsten Dunkelheiten des Abgrunds, mit Zähnen aus Obsidian und Augen wie kleine Sonnen.

Spottet ruhig über mich, doch es ist wahr, so wie ich hier vor euch sitze. Der bloße Gedanke daran, treibt mir die Tränen und Verzweiflung ins Gehirn, martert meine Seele und lässt die Knochen beben.

Der junge Schlächter ist ein Hirte, und er hütet den Tod persönlich.

Ob Rüstung, ob Leder, ob Fleisch, sie reißen hinfort, was irdisch ist, und sich nicht rasch genug entzieht.

Wenn ihr das Heulen hört, den Hirten seht, dann seid nicht töricht.

Lasst alles zurück, was nicht euer Leben ist, und lauft.

Doch täuscht euch nicht, ich mache euch keine Hoffnung.

Das Rudel des Teufels ist schneller, als ihr es seid.